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Ein Abend voller Klangmagie

Michael kern und Jordan Brodie verzaubern das Publikum im „Foglwuid“ in Unterwössen

von Ludwig Flug

Das „Foglwuid“ in Unterwössen platze aus allen Nähten beim Konzert voller Fingerstyle-Gitarrenkunst mit dem Australier Jordan Brodie und Michael Kern aus Übersee. Der Gitarrenvirtuose Michael Kern eröffnete den Abend und führte das Publikum mit dynamischen Klängen in seine musikalische Welt. Einer lebendigen Interpretation von „Blue Moon“ folge eine Eigenkomposition, bei der Kern das Gefühl eines Blicks vom Berggipfel, den schweifendem Blick und das Loslassen des Alltags im Sinne seiner Konzertüberschrift „Songs without Words“ vermittelte. Besonders eindrücklich spielte er seine Komposition „Warm Rain“: Zarte Zupfgeräusche ließen Regentropfen in Pfützen tanzen, die Melodie rief Bilder vor Augen, die sich im Regen im Tanz mit weit geöffneten Armen drehten. Die Fingerstyle-Technik die Kern und Jordan Brodie meisterhaft beherrschen, verleiht der Gitarre eine ganz besondere Vielschichtigkeit. Hierbei werden Bass, Melodie und Rhythmus gleichzeitig gespielt, erklärte Brodie im weiteren Verlauf des Abends. So erweckt die einzelne Gitarre den Eindruck einer ganzen Band. Die Finger agieren dabei wie unabhängige Instrumente: Der Daumen übernimmt die Basslinien, währende die anderen Finger die Melodie und rhythmische Akzente setzen. Dies Technik erfordert höchste Fingerfertigkeit und Rhythmusgefühl – und lässt die Zuhörer staunen, wenn aus einem einzigen Instrument eine so dichte Klangwelt entsteht.

Nach dem Block von Michael kern stieg Jordan Brodie auf die Bühne. Brodie steht für virtuosen Fingerstyle, in dem er den Jazz, Folk und Pop zu einer eindrucksvollen Klangwelt verbindet. Seine preisgekrönten Eigenkompositionen haben ihm internationale Anerkennung eingebracht und seine musikalischen Einflüsse – von Tommy Emmanuel bis Julian Lage – prägen sein einzigartiges Spiel.

„Wir haben uns nicht über Tinder kennengelernt, sondern über Instagram, witzelte er auf Englisch und das gut gelaunte Publikum lachte. Brodie betonte, es sei ihm ein Privileg, hier in Deutschland zu spielen. Nach dem Jazzklassiker „I Ain´t Gott hat Swing“ berührte die Fingerstyle-Version von „The House oft he Rising Sun“ die Zuhörer sichtlich. Seine Eigenkompositionen – mal verträumt, mal beschwingt – fesselten ebenso wie seine Interpretation des Dschungelbuch-Songs „The Bare Necessities – Versuch´s doch mal mit Gemütlichkeit. Das „Regenstück“ beschwor das Unwetter nach langer australischer Trockenheit in den Gastraum. Brodie nutzte den Gitarrenkorpus, um das Drühnen eines aufziehenden Gewitters hörbar zu machen – ein perkussives Meisterwerk.

Nach der Pause sorgte Kern mit „Flying Dolphins“ für Energie, während Brodie eine zarte Version von „Words“ der Bee Gees darbot.

Zum Höhepunkt des Abends spielten die beiden Gitarristen im Duett. „Waltzing Matilda“ ist ein australisches Volkslied, das die Geschichte eines Wanderarbeiters erzählt, und ist für viele Australier ein inoffizielles Nationalsymbol. Das Publikum folgte gebannt jedem Ton, die Mischung aus Tradition und persönlicher Interpretation berührte tief. In der Zugabe spielten die beiden Künstler ein mitreißendes Beatles-Medley auf, bevor der Abend mit John Lennons „Imagine“ einen friedlichen und harmonischen Abschluss fand. Die Besucher zeigten sich restlos begeistert und spendeten entsprechend Beifall.

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